
Elena Kaznina weiß, wie es sich anfühlt, in einem Land neu zu beginnen. Die gebürtige Russin kommt 2001 nach Deutschland, zunächst als Au-pair-Mädchen. Nach einem Germanistikstudium beginnt sie 2009 an der VHS als freiberufliche Deutschdozentin. 2014 wird sie Leiterin des Fachbereichs Deutsch Integration. Seit 2018 ist sie für den Bereich Kunst, Kultur und Kreativität verantwortlich. Integration und Kultur sind zwei ihrer Herzensthemen, die in den Kulturwanderungen eine perfekte Symbiose eingehen. Was sich dahinter verbirgt? Das erzählt uns Elena in dieser Erfolgsgeschichte:
„Die Idee zu den Kulturwanderungen entstand vor einigen Jahren, so um 2010 herum, als sich die Integrationskurse als Instrument zur gelungenen Integration etablierten. Zu dieser Zeit gab ich an der VHS Düsseldorf Deutschunterricht und unternahm mit den Teilnehmenden regelmäßig verschiedene Ausflüge.
Mir fiel auf, dass die Teilnehmenden außerhalb der schulischen Räumlichkeiten deutlich fließender Deutsch sprachen. Außerdem war es ihnen dann nicht mehr so wichtig, grammatisch korrekt zu sprechen. Sie hatten einfach Spaß, sich über bestimmte Themen auszutauschen zu können. Fehler waren nebensächlich.





Die Integrationskurse von Ansgar Fabri, Beate Freitag, Lisa Prange und Dieter Germann auf Museums-Exkursion.
Als ich den Fachbereich Deutsch als Fremdsprache / Integration im Jahr 2013 übernahm, wurden einige Kooperationen mit Kultureinrichtungen der Stadt und weiteren Organisationen geschlossen. Ziel war es, dass Teilnehmende aus unseren Integrationskursen die Stadt und bestimmte Institutionen in Düsseldorf besser kennenlernen konnten. Die Teilnehmenden besuchten regelmäßig den Landtag, die Verbraucherzentrale und aktuelle Ausstellungen in verschiedenen Museen.
Die Finanzierung von solchen Ausflügen war immer ein großes Thema. Denn der Eintritt oder Fahrkarten mussten bezahlt werden, wofür den Teilnehmenden das Geld fehlte. Glücklicherweise fanden sich verschiedene Sponsoren und Fördermittel, wodurch einige Ausflüge ermöglicht wurden.
Inzwischen leite ich seit 2018 den Fachbereich Kunst, Kultur und Kreativität und kenne mich mit Fördermitteln aus. Nach wie vor bin ich der Meinung, dass Integration nicht nur in einem Klassenraum beim Deutschlernen stattfindet, sondern durch die Beteiligung am öffentlichen Leben und im Dialog zu gesellschaftlich relevanten Themen. Kunst ist ein Mittel zum Zweck, ein Impuls zum Nachdenken und zur Diskussion, denn sie stellt unsere Gesellschaft in verschiedenen Kontexten dar.
2019 fand ich mit dem Kulturamt der Landeshauptstadt Düsseldorf einen Befürworter und Förderer dieses Projekts. Seither können wir im Rahmen des Programms „Teilhabe und Integration“ pro Jahr circa acht Kulturwanderungen für Teilnehmende aus Integrationskursen kostenlos durchführen.

Im ersten Halbjahr 2023 nahm unsere geschätzte Kunst- und Kulturexpertin Angelika Vienken vier Integrationskurse mit auf Exkursion. Ein Kurs besuchte die durchaus provokante Ausstellung „Truth is Dead“ der britischen Fotografin Alison Jackson im NRW-Forum und hatte nicht nur Spaß, sondern auch viel Diskussionsstoff. Eine andere Gruppe widmete sich Fotografien von Andreas Gefeller in der Ausstellung „Out of Sight“.
Im Kunstpalast sahen die Teilnehmenden unter dem Titel „Mehr Licht. Die Befreiung der Natur“ von Florian Illies kuratierte Ölstudien sowie die magische Datenskulptur „Machine Hallucinations“ von Rafik Anadol, einem Pionier auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz.

Für alle vier Kulturwanderungen gilt: Sowohl die Teilnehmenden als auch ihre Lehrkräfte fanden die Ausstellungsbesuche großartig! Es gab ungezwungene Gespräche, es wurde gemeinsam gelacht und es wurden viele Fotos als Erinnerung gemacht.“
Fotos: VHS Düsseldorf