Jutta Profijt (© niersmedia.de)

Ein Toter, der nicht ganz so tot ist, wie es scheint. Das ist Pascha. Soeben gestorben und als sprechende Seele in der Rechtsmedizin unterwegs, wo er dem Mediziner Dr. Martin Gänsewein gehörig auf die Nerven geht. Gibt es nicht? Doch – zumindest in der humorvollen Romanreihe „Kühlfach 4“ der Autorin Jutta Profijt.
Wie kommt man auf so eine verrückte Idee? Und ist es schwer, ein Buch zu schreiben? Ansgar Fabri, VHS-Dozent und selbst Autor mehrerer Bücher, hat gute Kontakte in die hiesige Literaturszene. Für seinen Kurs „Kommunikationstraining für Alltag und Beruf“, der sich an fortgeschrittene Deutschlernende wendet, gelingt es ihm regelmäßig, namhafte Autorinnen und Autoren für ein Interviewprojekt zu gewinnen. So auch Jutta Profijt, die unseren internationalen Teilnehmenden gerne Rede und Antwort stand.

Was hat Dich inspiriert Schriftstellerin zu werden?
Ich hatte plötzlich eine Idee für einen Kriminalroman im Kopf und habe einfach ausprobiert, ob ich es schaffe, ein ganzes Buch zu schreiben. Es war also eine Art sportliche Herausforderung.

Wie hast Du Dich gefühlt als Du von Deinem Beruf zur Schriftstellerei gewechselt bist?
Das war eine sehr große Erleichterung, denn ich hatte einen anstrengenden Beruf und wenig Freizeit. In dieser „Freizeit“ habe ich dann noch Bücher geschrieben. Dadurch blieb fast keine Zeit, mal richtig zu entspannen. Als ich das Schreiben zum Beruf gemacht habe, hatte ich abends und am Wochenende plötzlich wieder Freizeit. Sehr angenehm!

Wovon hast Du Dich für Deine Bücher inspirieren lassen?
Das ist ganz unterschiedlich. Mein allererstes Buch wurde von einem Zeitungsartikel über die Sanierung des Mönchengladbacher Münsters inspiriert. Die Kühlfach-Krimis sind entstanden, als ich im Rechtsmedizinischen Institut in Köln zwischen den Schubfächern mit den Leichen stand und mich fragte, was wohl passieren würde, wenn eine dieser Leichen nicht ganz so tot wäre, wie sie sein sollte. Das Buch „Unter Fremden“ entstand aus der Frage, wie sich Flüchtlinge in Deutschland fühlen mögen. Was bringen sie mit (an Gegenständen, Beziehungen, Sehnsüchten und Problemen), was finden sie hier vor? Inwieweit passen diese zwei Welten (die alte und die neue) zusammen?

Wo findest Du Themen für Deine Bücher?
Im Alltag. So wie ein Optiker bei allen Leuten auf die Brille achtet, so ist mein „Blick“ darauf geschult, Themen zu entdecken, die mich interessieren.

Welche berufliche Tätigkeit hat Dir am besten gefallen?
Das Schreiben. Es ist zwar die anstrengendste Tätigkeit, aber auch die aufregendste. Und sehr befriedigend, wenn ich am Schluss ein fertiges Buch in der Hand halte.

Wer ist Dein Lieblingsautor und welche Bücher liest Du gerne?
Ich habe keinen Lieblingsautor, aber in letzter Zeit haben mir Bücher von diesen Autor:innen gut gefallen: Patrick Ness, Elisabeth Herrmann, Sabine Weiss, Simone Buchholz, Jürgen Heimbach, Tibor Rode, Gina Meyer, … Ich lese gerne Romane, Kriminalromane und manchmal auch Fantasy. Nicht so gern lese ich Liebesromane.

Hattest Du ein Vorbild in Deiner Kindheit?
Nein.

Du hast Bücher in Fremdsprachen geschrieben. Würdest Du uns Ratschläge geben, wie man seine Sprachkenntnisse verbessern kann?
Ich würde sagen, ihr tut schon genau das Richtige: einen Kurs besuchen (damit man lernt, wie es richtig geht) und die Sprache im Alltag nutzen (da darf es dann auch mal falsch sein). Das Wichtigste ist: Traut euch! Und denkt immer daran: Ihr sprecht sicher besser Deutsch als ein Deutscher eure Muttersprache. Also schämt euch nicht, wenn ihr einen Fehler macht!

Wie war es in Frankreich zu leben?
Damals (vor 34 Jahren!!!) war die französische Provinz sehr wenig emanzipiert. Junge Frauen durften nicht allein ausgehen. Daher war es für mich sehr schwer, Freundinnen kennenzulernen. Zum Glück gab es in dem Ort, wo ich war, viele Engländer:innen und Kanadier:innen. Mit denen war ich dann befreundet. Ich habe also in meinem beruflichen Umfeld Französisch gesprochen und mit den Freundinnen und Freunden Englisch. Da wir alle fern der Heimat waren, war der Zusammenhalt richtig gut. Es war daher insgesamt für mich eine schöne Zeit, auch wenn die Franzosen eher verschlossen waren.

Arbeitest Du mit einem Berater oder Jemandem von der Polizei zusammen?
Ich recherchiere für jedes Buch in dem notwendigen Umfang. Wenn es um Polizeiarbeit geht, frage ich bei den jeweiligen Behörden, also z.B. Polizeipräsidium oder Landeskriminalamt. Dort kenne ich inzwischen einige Leute, die mir immer wieder Fragen beantworten. Und je nach Thema suche ich Fachleute, die mir helfen können: Experten für Bodenradaranalysen oder für Integrationsarbeit oder für eine bestimmte Sportart … Die meisten Experten, die ich anrufe, sind sehr hilfsbereit und freuen sich, wenn sie ihr Wissen mit mir teilen können. Mit dem Rechtsmediziner Frank Glenewinkel aus Köln bin ich seit 18 Jahren gut bekannt, fast schon befreundet.

Fotos: © VHS Düsseldorf, Ansgar Fabri

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