„Wir wurden als Hexen beschimpft“, erinnert sich Christine Gerricke-Dohmen an die Anfänge der Frauentreffs, die im Rahmen der neuen Frauenbewegung in den 1970er-Jahren an vielen Orten Deutschlands gegründet wurden. „Die Männer standen vor dem Haus und wollten ihre Frauen davon abhalten, zu uns zu kommen.“

Christine Gerricke-Dohmen besucht
seit vielen Jahren den VHS-Treffpunkt in Derendorf.
Die Gesellschaft war seinerzeit so geprägt, dass viele Männer über das Leben ihrer Frauen bestimmten. Eine annähernde Gleichberechtigung oder weit verbreitete Emanzipation war noch in weiter Ferne.
Doch immer mehr Frauen wurden erwerbstätig, verschafften sich Zugang zu Bildung und Ausbildung. Sie wollten aus den alten patriarchalen Strukturen ausbrechen und organisierten sich in kleinen Gruppen, um persönliche Erfahrungen auszutauschen und ihre Interessen selbst zu vertreten. Die VHS Düsseldorf gab diesen Frauen dafür Raum, schuf die „Frauentreffs in den Stadtteilen“. Heute tragen sie den Namen „VHS-Treffpunkt“, und es gibt sie noch in Derendorf, Gerresheim und Stadtmitte.


Als Ursula Holtmann-Schnieder 1986 von Münster nach Düsseldorf zog, bot ihr der Frauentreff – damals noch mit Kinderbetreuung – eine gute Möglichkeit, um in der neuen Stadt Fuß zu fassen. Schon ein Semester später war die Kursleitung vakant – und Holtmann-Schnieder übernahm. Seither trifft sie sich jeden Montag mit Gleichgesinnten, um über Tagesaktuelles oder über Frauen in der Geschichte, Kunst oder Politik zu sprechen.
Aktuell widmen sich die Damen der Schriftstellerin Irmgard Keun und ihrem bewegten Leben. In der Vergangenheit haben sie auch schon über Katharina die Große gesprochen, über Landgrabbing in Afrika, das meist weibliche Kleinbauern um ihre Existenz bringt, über die Gender-Debatte, über Rassismus und Antirassismus anhand des Buches ‚exit RACISM‘ von Tupoka Ogette, über die in Vergessenheit geratene deutsch-schwedische Malerin Lotte Laserstein und über unzählige Themen mehr. „Wir haben uns immer den aktuellen Fragestellungen angepasst“, beschreibt Holtmann-Schnieder die Themenfindung, die sie gerne in Absprache mit den Teilnehmerinnen trifft.


Die Gruppe ist gemischt. Einige wie Gerricke-Dohmen sind schon seit über vierzig Jahren dabei, eine andere Dame ist erst im vergangenen Jahr dazu gestoßen. Auf Empfehlung einer Freundin. Was sie alle eint: sie sind vielseitig interessiert und aufgeschlossen. Und freuen sich über weitere Teilnehmerinnen, egal welchen Alters. Informationen hierzu erteilt VHS-Fachbereichsleiterin Elena Kaznina-Soukup unter Telefon 0211 89-93 430 oder per E-Mail: elena.kazninasoukup@duesseldorf.de.
Fotos: © VHS Düsseldorf