Einmal einen Bestsellerautor interviewen – für die Teilnehmenden des C1-Deutschkurses unseres Dozenten Ansgar Fabri ist dieser Traum Realität geworden. Obwohl Uwe Laub derzeit an seinem fünften Roman arbeitet und ein Pharma-Dienstleistungsunternehmen leitet, nahm sich der 51-Jährige die Zeit, Interviewfragen unserer Teilnehmenden zu beantworten. 

Erfolgsautor Uwe Laub

Doch zuvor stand erst einmal eine ausführliche Recherche an. Unter der Anleitung von Ansgar Fabri, selbst Autor sowie Kursleiter für Deutsch und Kreatives Schreiben an der VHS, fanden die in zwei Gruppen aufgeteilten Teilnehmenden beispielsweise heraus, dass Laubs 2013 erschienenes Debüt „Blow out“ es als Buchtipp ins SAT1-Frühstücksfernsehen schaffte. Sein Roman „Sturm“ (2018) kletterte auf die Spiegel-Bestsellerliste und die ZDF-heute-Redaktion kürte es zu einem von zehn lesenswerten Romanen in 2018. Auf der Grundlage dieser und weiterer Fakten, die beide Gruppen sich gegenseitig präsentierten, wurden insgesamt acht Fragen an den Erfolgsautor formuliert.

Ansgar Fabri hat diese Art von Projekt schon häufiger mit Deutschkursen durchgeführt. Er schätzt daran, dass gleich mehrere Lernaspekte abgedeckt werden: „Die Teilnehmenden müssen lesen, schreiben, präsentieren, miteinander sprechen und Fragen formulieren. Zudem ist es ein echtes Projekt, kein Planspiel.“

Projektleiter Ansgar Fabri

Uwe Laub jedenfalls war sofort begeistert von der Aktion, als ihn Ansgar Fabris Anfrage über Facebook erreichte. Hier das Interview mit ihm im Originalwortlaut:

1. Uwe, wer ist der größte Kritiker in deinem Leben?
Das bin eindeutig ich selbst. Ich setze immer hohe Maßstäbe an mich selbst, und oft habe ich das Gefühl, ich werde ihnen nicht gerecht. Wenn dann aber gutes Feedback aus meinem Verlag, meiner Agentur und – ganz wichtig – meiner Frau erhalte, beruhigt mich das ein klein wenig.  

2. Hast du ein System oder eine Strategie, nach der du das Schreiben jedes Buchs planst?
Ja, absolut. Beim Entwerfen von Thrillern und Krimis ist es unerlässlich, im Vorfeld gut zu planen. Ich muss wissen, wie meine Charaktere handeln und warum, also was ist deren Motivation. Ich muss wissen, wo und wann ich wichtige Plotpoints und Wendungen unterbringe. Und natürlich muss ich wissen, wie die Geschichte endet. Idealerweise habe ich den gesamten Roman schon im Kopf, bevor ich auch nur die erste Seite schreibe. Anderenfalls würde ich mich auf dem Weg zum „großen Finale“ irgendwo verlieren.

3. Welche Forschungsergebnisse waren besonders wichtig, um den Roman „Sturm“ zu beginnen?
Es waren nicht einzelne Studien oder Dokumentationen. Ich glaube, die grundlegende Erkenntnis, dass Wettermanipulationen tatsächlich möglich sind, und dass es schon heute regelmäßig weltweit Eingriffe in den natürlichen Wetterablauf gibt, haben mich motiviert, „Sturm“ zu schreiben.

4. Welche Charaktereigenschaften oder Kenntnisse sollte man als Schriftsteller haben?
Der tief verwurzelte Wunsch zu schreiben, sollte immer vorhanden sein. Das hört sich vielleicht komisch an, aber ich höre oft Sätze wie „Ich würde auch gerne ein Buch veröffentlichen, aber ich mag/kann nicht so viel schreiben“. Um einen Roman zu schreiben, benötigt man viel Durchhaltevermögen. Es ist ein monatelanger, relativ einsamer Prozess. Besondere Kenntnisse benötigt man erstmal nicht. Schreiben ist ein Handwerk, das man – bis zu einem gewissen Punkt – lernen kann.

5. Was hat dich dazu inspiriert einen Roman zu schreiben, der Thriller und Klimawandel verbindet?
Ich schreibe grundsätzlich über Themen, die mich interessieren und bewegen, und die ich für wichtig und spannend genug empfinde, um daraus einen ganzen Roman zu schreiben. Meine Themen sind daher meistens im Bereich Natur, Umwelt, Mensch und Tier zu finden. Denn das Leben auf der Erde, unsere gesamte Biosphäre, ist so eng und untrennbar mit allem verbunden, das ist schon sehr spannend. Und es ist beängstigend, wie fragil das Gebilde „Leben auf der Erde2 ist. 

6. Wie hast du dich inspirieren lassen, ein Buch in der Pandemie zu schreiben? Anders als sonst?
Nein, eigentlich nicht. Als Autor verbringe ich meine Arbeitszeit sowieso alleine in meinem Schreibzimmer. Das war in der Pandemie, vor allem während der Lockdowns, nicht anders als sonst.

7. Würde dich ein anderes Genre als Thriller reizen? Wenn ja, welches?
Ich kann mir gut vorstellen, mal einen Abstecher ins Genre „True Crime“ zu machen. Da schwirrt sogar schon seit einiger Zeit eine Idee in meinem Kopf herum. Horror mag ich auch, bin mir aber nicht sicher, ob ich das gut schreiben könnte.

8. Ab wann in deinem Leben wolltest du Schriftsteller werden?   
Dieser Wunsch kam interessanterweise relativ spät in mir auf; mit Mitte dreißig. Bis dahin war ich sehr mit meiner Karriere, meiner Firma und meiner Tochter beschäftigt. Als meine Tochter dann allmählich älter wurde, haben sich meine Prioritäten verschoben. Heute weiß ich: Schriftsteller zu werden, war die beste Entscheidung meines Lebens.

Fotos: © Marion Laub Fine Art Photography, Ansgar Fabri, Privat

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