Der Botschafter des Bundesverbandes GebäudeGrün hält bei uns einen Vortrag zum Thema „Dach- und Fassadenbegrünung“. Vor langer Zeit begrünte er sogar das Dach unserer Nachbarn, der Zentralbibliothek.

Sie sind Botschafter des Bundesverbandes GebäudeGrün. Was sind Ihre Aufgaben dort?
Bedingt durch den Klimawandel, der die Städte einerseits immer stärker aufheizt und anderseits zu immer mehr Starkniederschlägen, Insektensterben und anderen menschengemachten Problemen führt, die sich immer extremer auf die Stadtbewohner auswirken, rücken die vielen positiven Effekte von Begrünungen immer mehr in den Fokus der Menschen. Begrünungen in den Innenstädten werden aufgrund des weniger und teurer werdenden Platzes am offenem Boden zunehmend auf, an und auch in die Gebäude verlagert. Daher besteht in den letzten Jahren ein enorm gestiegenes Interesse zu diesen Themen und praktikablen Lösungen. Immer mehr Städte legen Förderprogramme auf, verfügen aber selten über die fachliche Kompetenz alle Fragen der Bürger zur Gebäudebegrünung zu beantworten und fragen daher verstärkt den BuGG an, hier auszuhelfen. Da der BuGG mit seinem Sitz in Berlin nicht überall sein kann, übernehme ich für den BuGG in meiner Heimatregion oft dessen Aufgaben, insbesondere Vorträge auf Veranstaltungen für Bürger sowie die Unterstützung der Kommunen bei der Erstellung von z.B. Förderrichtlinien. Hin und wieder werde ich zu Stadtratssitzungen eingeladen, um als Fachmann die notwendige Klimawandelanpassung der Städte zu unterstützen.
Wie sind Sie zum Thema Gebäudebegrünung gekommen?
Durch meinen Vater, der ein großes Garten- und Landschaftsbauunternehmen betreibt und schon Anfang der 80er Jahre erkannte, dass Dachbegrünung ein kommendes Thema sein wird. Daher liegen auch meine ersten praktischen Erfahrungen mit Dachbegrünungen schon gut 35 Jahre zurück. Lustigerweise ist gleich neben der VHS das Dach der Stadtbibliothek, eines der allerersten Dächer, die ich begrünt habe. Mit dem Vortrag bei der Düsseldorfer VHS kehre ich quasi zu meinen Wurzeln als Dachbegrüner zurück.
Was gefällt Ihnen an dem Thema am meisten, was fasziniert Sie?
Etwas Gutes zu tun, indem man Natur dort hin bringt, wo man es eigentlich nicht erwartet. Früher hat mich in erster Linie die technische Herausforderung von Dach- und Fassadenbegrünung gereizt. In den 90ern haben wir die Bäume auf den Düsseldorfer Schadowarkaden mit einem Hubschrauber gepflanzt, das war und ist auch heute noch etwas ganz Besonderes. In Düsseldorf sind am Kö-Bogen II ja gerade 2 technisch besonders herausfordernde Begrünungen im Bau, an denen ich vor ein paar Jahren in der Detailplanung mitgewirkt habe. Das sind technisch komplexe Lösungen, an denen viele Fachleute interdisziplinär beteiligt werden, bei denen eine gute Zusammenarbeit manchmal komplexer ist, als die Vegetationstechnik selber. Außerdem bringt mich die Dachbegrünung weit rum. Ob die Begrünung des Rolls-Royce-Werks 2002 in England, die vielen Dachbegrünungen, die ich in Ostasien gebaut habe oder die internationalen Konferenzen und Forschungen zu dem Thema, die ebenfalls sehr spannend sind. Man lernt also auch interessante Menschen kennen. Inzwischen fasziniert mich aber noch mehr, dass ich meine Begeisterung, den negativen Auswirkungen des Klimawandels in den Städten etwas entgegen zu setzen, auf so viele Menschen übertragen kann.
Sie halten bei uns einen Vortrag zum Thema „Dach- und Fassadenbegrünung“. Was erwartet die Zuhörerinnen und Zuhörer?
Zum Glück gibt es verglichen mit den 80er- und 90er-Jahren keine Vorbehalte mehr gegen Dachbegrünungen. Ich muss also nicht mehr die damals noch notwendige Missionarsarbeit machen, dass eine Dach- und Fassadenbegrünung sicher ist und gut funktioniert.
Heute liegt der Fokus auf dem Thema Klimawandel und wie er sich auf die Städte und deren Bewohner verschärft auswirkt. Ich beginne mit der Notwendigkeit von Grün in den Städten und komme dann zu den grundsätzlichen Funktionen, welche vielfältigen Formen von Dach- und Fassadenbegrünungen es gibt. Was muss bei Dach- und Fassadenbegrünungen beachtet werden, wenn das Gebäude begrünt werden soll. Vorschriften, Normen und Richtlinien werden kurz angerissen. Am Ende zeige ich eine bunte Mischung verschiedenster Dach- und Fassadenbegrünungen, die noch mehr Appetit auf diese Begrünungsformen machen soll.
Ich hoffe, dass es anschließend eine rege Diskussion gibt, dass die Teilnehmer Ihre Fragen mitbringen. Wer möchte, kann diese auch schon vorab auf der Facebook-Seite der VHS (https://www.facebook.com/events/494736121453523/?active_tab=discussio)n rein schreiben.
Haben Sie einen ersten Tipp, mit dem sich Dach- und Fassadenbegrünung gerade in einer Großstadt schnell und einfach umsetzen lässt?
Grundsätzlich bin ich eigentlich ein Gegner von Forderungen und Vorschriften. Aber das wäre sicher der schnellste, wenn auch nicht nachhaltige Weg. Leider habe ich schon viele Dachbegrünungen gesehen, die Teil der Bauauflagen waren, dann aber so billig gebaut und schlecht gepflegt wurden, dass da kaum noch etwas wächst. Förderungen, so wie in Düsseldorf sind gut, denn dann sorgt der Hauseigentümer auch meist dafür, dass es grün bleibt.
Am nachhaltigsten ist Aufklärung, dass z.B. Grün in den Städten nicht mehr Luxus, sondern eine Notwendigkeit ist. Daher baue ich in meinen Vorträgen auch immer etwas zu den besonderen Auswirkungen des Klimawandels in den Städten ein. So z.B., dass wir in manchen Großstädten schon jetzt 10 mal mehr Hitzetote pro Jahr als Verkehrstote haben. Und das wird sich in den nächsten Jahrzehnten vervielfachen, wenn wir nicht dafür sorgen, dass sich unsere Städte durch viel Begrünung weniger aufheizen. Ich sage dann oft ‚Eigentum verpflichtet‘ und daher hat ein Gebäudeeigentümer auch die moralische Pflicht, ein Gebäude zum Wohle der Allgemeinheit zu begrünen. Dass eine Begrünung den Wert des Gebäudes ohnehin viel mehr steigert, als die Begrünung kostet, hat sich bisher auch kaum herumgesprochen.