Unser Dozent unterrichtet bereits seit 15 Jahren Türkisch bei uns! In unserem Interview erzählt er, was man als Anfängerin oder Anfänger beachten sollte und welche Vorteile der Online-Unterricht bietet.

In diesem Jahr unterrichten Sie schon seit 15 Jahren bei der VHS Düsseldorf. Wie kam es, dass Sie Türkisch-Sprachdozent wurden?
Ich bin 2003 nach Deutschland gekommen, nachdem ich mein Chemie- und Grundschullehramts-Studium abgeschlossen hatte. Während ich Deutsch gelernt habe, habe ich festgestellt, dass die türkische Sprache ein viel einfacheres Sprachsystem darstellt. Das Unterrichten hat mir schon immer viel Freude bereitet, sodass ich das Angebot Türkisch zu unterrichten gerne angenommen habe. Um den genauen Unterrichtsablauf hier zu verstehen, hospitierte ich einige Stunden, um dann meinen ersten eigenen Kurs in einer Begegnungsstätte zu leiten. Mit der Zeit wurden es dann immer mehr Kurse, an verschiedenen Einrichtungen. Von Einzeltraining bis Klassenunterricht war alles dabei. Ebenso habe ich an verschiedenen Schulformen (Grundschule und Gesamtschule) unterrichtet, wobei die Erwachsenenbildung mein Steckenpferd ist.
Was gefällt Ihnen an der türkischen Sprache am meisten, was fasziniert Sie?
Im Vergleich zu den germanischen und romanischen Sprachen ist das Türkische eine Sprache, die z.B. komplett ohne Artikel und Präpositionen auskommt, was beipielsweise das Vokabellernen sehr vereinfacht. Die Syntax, also der Satzbau, ist dem Lateinischen sehr ähnlich. Wenn man einen Satz analysieren/untersuchen möchte, fängt man am Ende beim Verb an und arbeitet sich dann nach vorne durch. Auch die Verwendung von Personalpronomen erübrigt sich, da man die Person an der Personalendung des Verbs erkennen kann. Das ist für viele Teilnehmende oft sehr ungewohnt zu Beginn und bedarf einiger Übung, das es von den „normalen“ Alltagssprachen wie Englisch, Französisch, Spanisch abweicht.
Was erwarten die Teilnehmenden in Ihren Kursen?
Viele Kursteilnehmende kommen, weil sie türkische Partnerinnen oder Partner haben oder weil sie sich im Urlaub gerne mit den Menschen, den Freunden, der Familie unterhalten möchten. Sie möchten „smalltalk sicher“ werden. Natürlich kommen auch diejenigen, die die Sprache für ihren Beruf brauchen. Zu Beginn der Kurse werden die Wünsche besprochen und dann nach Möglichkeit in den Unterricht integriert.
Was raten Sie Anfängerinnen und Anfängern, die gerade erst damit beginnen Türkisch zu lernen?
Das allerwichtigste beim Erlernen einer Fremdsprache ist es, die eigenen Hemmungen abzulegen und den Mut zu haben, Fehler zu machen. Ein zweiter wichtiger Aspekt ist der Spaß und die Freude an der neuen Sprache. Weiter sollten sie alle Möglichkeiten nutzen, das Erlernte in „real life“ Situationen anzuwenden, z.B. im Lokal, bei Freunden, etc. Denn durch die regelmäßige Anwendung prägen sich Strukturen besser ein. Das ist für viele Teilnehmende gar nicht so einfach und eine große Überwindung, da sie sich unwohl fühlen, wenn sie Fehler machen und es lieber 100% perfekt machen wollen. Für die Vokabeln sollte sich jeder das System aussuchen, mit dem man am besten zurechtkommt: Karteikarten, Phase 6, Vokabelheft, Memory erstellen (Wort-Bildkarten) etc. Die Lerntypen sind da ja sehr unterschiedlich und benötigen unterschiedliche Zugänge. Wichtig ist nur, dass man lieber jeden Tag 5-8 Minuten wiederholt, statt kurz vor dem Unterricht 3 Stunden.
Sie bieten demnächst zum ersten Mal einen Online-Kurs an. Welche Erwartungen haben Sie an diese Form des Unterrichts, welche Vorteile bietet Sie?
Online-Unterricht ist eine gute Möglichkeit mit den Teilnehmenden auch in schwierigen Zeiten in Kontakt zu bleiben. Auch für die Wintermonate ist es eine gute Alternative, da es einem in der kalten und nassen Jahreszeit doch schwerer fällt nach der Arbeit noch zum Kurs zu gehen. Die Möglichkeit die Kamera auszuschalten und nur über Audio verbunden zu sein, könnte für schüchterne Teilnehmende motivierend sein, sich „unbeobachtet“ mündlich zu beiteiligen. Oder man stellt das Mikro stumm, so dass man die Aussprache für sich allein noch einige Male wiederholen kann. Bei dieser Art des Unterrichts kommt es aber auch auf die Selbstdisziplin der Teilnehmenden an, da man sich Zuhause doch schon mal leichter ablenken lässt. Schön wäre es auch, wenn sich beispielsweise Partnerinnen oder Partner danach noch einmal zusammensetzen und das Gelernte direkt mit weiteren Muttersprachlern angewendet wird.