Thailand ist als Land des Lächelns bekannt. Diesem Ruf machen die Zwillingsschwestern Yaowaman Sasho und Yaowalak Makanaso alle Ehre, als wir uns zum Interview treffen. Vor nunmehr 16 Jahren gab Yaowaman Sasho, unterstützt von ihrer Schwester Yaowalak Makanaso, den allerersten Thailändisch-Kurs an der VHS. Was zunächst als kleine Nebentätigkeit während des Erziehungsurlaubs begann, hat sich mittlerweile zu einem gefragten Dauerbrenner im VHS-Programm etabliert. Die Kurse werden sowohl online als auch in Präsenz angeboten. Im Interview haben uns die Schwestern erzählt, wer ihren Unterricht besucht und was ihre Heimat so besonders macht.

Yaowaman Sasho und ihrer Zwillingsschwester Yaowalak Makanaso

Thailändisch gehört in unserem Angebot zu den „seltenen Sprachen“, die im Gegensatz zu Englisch oder Spanisch nicht so häufig gelernt werden. Was sind das für Menschen, die Ihre Kurse besuchen?
Im Laufe der letzten 16 Jahr hat sich die Struktur der Teilnehmenden stark verändert. Anfangs waren es ältere Herren, die ihre Rente in Thailand verbringen wollten oder dort Urlaub machen wollten. Frauen waren so gut wie nie dabei.
Heute sind es hauptsächlich junge Menschen bis 30, die ein thailändisches Elternteil haben oder die sich auf ihren Urlaub vorbereiten möchten.

Sie bieten ab 10.10. einen digitalen, einwöchigen Bildungsurlaub an. Vorausgesetzt, ich arbeite gut mit – was kann ich in dieser kompakten Woche lernen?
Sie werden nach dieser Woche die verschiedenen Arten der Begrüßung kennen, sowohl in Wort als auch in Gestik. Zudem geläufige Redewendungen wie bedanken oder entschuldigen. Insgesamt werden Sie ein Grundvokabular erhalten, um sich am Urlaubsort zurechtzufinden. Wir werden auch landestypisches Obst und Gemüse vorstellen. Und uns mit der Schrift beschäftigen, die aus 44 Buchstaben besteht. Am Ende des Kurses werden Sie in der Lage sein, diese Buchstaben und somit auch Straßenschilder zu lesen.
Inhaltlich befassen wir uns auch mit der unterschiedlichen Mentalität von Nord- und Südthailand. Die Menschen im Norden sind sehr höflich, eher zurückhaltend und essen nicht so scharf. Im Süden dagegen sind sie sehr temperamentvoll, sprechen sehr schnell und haben zudem eine andere Aussprache. Und das Essen ist deutlich stärker gewürzt.
Da viele unserer Teilnehmenden eine Reise planen, stellen wir auch beliebte Urlaubsorte vor und geben Tipps für das Verhalten vor Ort. Beispielsweise für Taxi- oder Tuktukfahrten.

Tuktuks sind in Thailand ein beliebtes Verkehrsmittel.

Sie leben ja nun schon seit 25 Jahren in Deutschland. Was ist Ihnen in dieser Zeit an Unterschieden und Gemeinsamkeiten der beiden Völker aufgefallen?
In Deutschland wird alles sehr ernst genommen. In Thailand dagegen wird immer gelächelt, auch wenn wir gute Besserung wünschen, unser Beileid aussprechen oder uns für etwas entschuldigen. Das sorgt bei Deutschen oft für Irritationen, da sie denken, dass wir aufgrund des Lächelns keine echte Teilnahme zeigen.
Deutsche kommen gerne direkt zur Sache. In Thailand schlägt man erst einen großen Bogen, ehe man das eigentliche Anliegen anspricht.
Und wir Thailänder machen keine Termine. Wenn ich Lust habe, meine Schwester zu besuchen, mache ich das einfach. Wir müssen uns dafür nicht verabreden, am besten schon Tage vorher. Wir sind das sehr flexibel und spontan.

Gibt es Sitten und Gebräuche, die sie in Deutschland vermissen?
Zunächst einmal vermissen wir das thailändische Wetter (lacht).
Und die Freundlichkeit der Menschen sowie die Leichtigkeit, mit der sie ihr Leben führen.
Hier lebt jeder vor sich hin, viele Leute, vor allem ältere, sind einsam. So etwas gibt es in unserer Heimat nicht. Wir sind sehr kontaktfreudig kommen schnell ins Gespräch.
In Deutschland kann man jahrelang mit dem gleichen Zug zur Arbeit fahren und immer die gleichen Menschen sehen – aber jeder bleibt für sich und niemand spricht mit dem anderen. Das gäbe es in Thailand nicht. Schon beim zweiten Mal würden wir die meisten Mitreisenden kennen und uns mit ihnen unterhalten.

Kommen wir wieder zurück zur VHS. Haben Sie selbst auch schon einen VHS-Kurs besucht?
Ja, mehrere sogar. Wir haben an der VHS Deutsch gelernt. Im Moment überlegen wir, ob wir einen Computerkurs belegen. Und eine Einführung in die Funktionen unseres Smartphones würde uns interessieren.

Fotos: © VHS Düsseldorf, Yaowaman Sasho, Chait Goli – Pexels, Erik Karits – Pexels, Hanny Naibaho – Unsplash, Zoe Chen – Unsplash

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