Was macht eigentlich die Identität eines Menschen aus? Und welche Rolle spielen kulturelle Faktoren und geografische Gegebenheiten? Dr. Aref Hajjaj, 1943 in Jaffa/Palästina geboren, spürt diesen Fragen in seinem Buch „Heimatlos mit drei Heimaten“ nach. Er hat dafür 17 Texte geschrieben, die formal zwischen Essay und Erzählung changieren. Inhaltlich geht es um Menschen, die in recht unterschiedlichen Kulturen zu Hause sind und oft mit ihrer Identität hadern.

Herr Dr. Hajjaj, wie ist Ihnen die Idee zu Ihrem Buch „Heimatlos mit drei Heimaten“ gekommen?
Wenn man wie ich in mehreren Ländern beheimatet ist, kommt dieser Gedanke ganz von alleine. Ich bin in Palästina geboren und habe einen deutschen und einen schweizerischen Pass. Ich habe mir oft die Frage gestellt, wo Heimat für mich am prägnantesten ist. Letztendlich habe ich drei Heimaten, da ich in diesen drei Ländern sozialisiert bin. Im geistigen, akademischen und beruflichen Sinne fühle ich mich am meisten in Deutschland zu Hause.
Ihr Buch enthält 17 Essays. Die meisten handeln von Ihrem fast vollends integriertem Hauptprotagonisten Nader, der etwa 60 % autobiografische Züge trägt. Wer kommt noch in Ihrem Werk vor?
Ein weiterer Protagonist ist Magdi aus Ägypten. Er ist nicht so in Deutschland assimiliert wie Nader. Magdi hadert ständig damit, ob er im westlichen Kulturkreis bleiben oder nach Ägypten zurückkehren soll.
Sind weitere Bücher geplant? Beschäftigen Sie sich weiterhin mit dem Thema Integration?
Die Themen Assimilation, Integration und Identität interessieren mich weiterhin, aber ein weiteres Buch ist momentan nicht geplant.
Derzeit liegt mein Hauptaugenmerk auf dem Israel-Palästina-Konflikt. Ich würde mir wünschen, dass es eine ähnliche Lösung wie in der Schweiz gäbe. Dort leben vier Kulturen mit vier Sprachen unter einer Nationalität. Man sollte auch in Nahost versuchen, die gemeinsamen Elemente herauszustellen, um gemeinsam zu leben.
Sie haben einen deutschen und einen schweizerischen Pass. Geboren und aufgewachsen sind Sie in Palästina. Wie fühlt es sich an, drei Identitäten zu haben?
Ich komme damit sehr gut zurecht, denn ich weiß, dass Deutschland mein Lebensmittelpunkt ist. Nach Palästina sind weiterhin sehr emotionale Verbindungen vorhanden. Der Bezug zur Schweiz ist eher verwandtschaftlich geprägt. Meine Frau stammt von dort. Zudem liebe ich die Landschaft. Ich bin mit meiner Familie mehrmals im Jahr in der Schweiz.
Haben Sie etwas, das Sie zugewanderten Menschen für ihr Leben in Deutschland mitgeben möchten?
Ganz generell: Sie müssen sich integrieren. Dabei brauchen sie sich weder kulturell noch religiös verleugnen.
Das Wichtigste ist, die Sprache zu lernen. Denn ohne Sprachkenntnisse werden sie stigmatisiert werden.
Außerdem sollten sie mit der Mehrheitsgesellschaft in Kontakt treten. Alles Weitere wird sich dann von alleine ergeben.
Im Rahmen des Lesefestes stellt Dr. Hajjaj „Heimatlos mit drei Heimaten“ am 17. November im zakk vor. Die Veranstaltung ist eine Kooperation der VHS und dem zakk sowie weiteren Institutionen.
Der Eintritt ist frei.