Pascal Blaise ist seit einem dreiviertel Jahr pädagogischer Mitarbeiter an der Schulischen Weiterbildung. Der sechsfache Familienvater pendelt täglich mit dem Zug von Bonn nach Düsseldorf, um auf dem Campus Golzheim die Fächer Mathe, Chemie und Biologie zu unterrichten. Im Interview erzählt er uns von seinem eher ungewöhnlichen beruflichen Werdegang und von seiner Motivation, im Bereich der Erwachsenenbildung zu arbeiten.

Herr Blaise, im Vorspann wurde es schon angedeutet: Ihr Weg zur Schulischen Weiterbildung war kurvenreich. Was haben Sie zuvor gemacht?
Ich bin studierter Agrarökonom und schreibe aktuell noch an meiner Doktorarbeit. Das letzte Kapitel fehlt noch. Ich promoviere über Winterweizen.
Da ich vor Jahren ein Hotel samt Restaurant geerbt hatte, habe ich nie als Agrarökonom gearbeitet, sondern zunächst den Betrieb geleitet – was jedoch nie wirklich mein Ding war. 2009 ergab sich die Möglichkeit, eine Stelle als Vertretungslehrer an einer Realschule anzutreten. Da ich dieses Berufsbild aus meiner Familie kenne und ich es generell mag, mit Menschen zu arbeiten, begann ich zu unterrichten. Es folgten eine Anstellung am Gymnasium und eine wissenschaftliche Mitarbeit an einer Uni. Dann landete ich als Lehrer auf der Insel Rügen. Jedoch nur für ein halbes Jahr, da der Ort mit meinem Bonner Familienleben nur schwer vereinbar war. Auf Rügen kam ich mit der Institution Volkshochschule in Kontakt. Dort habe ich gemerkt, dass mir die Arbeit mit Erwachsenen großen Spaß macht. Dann habe ich die freie Stelle in Düsseldorf entdeckt. Und nun bin ich hier.
Was schätzen Sie besonders an Ihren Schülerinnen und Schülern?
Hier gilt das Motto „Fordern und Fördern“. Ich treffe hier auf Menschen, die noch nie Erfolg hatten im Leben. Viele haben schwierige Bedingungen. Man muss oft nachhelfen und sie quasi an die Hand nehmen. Doch alle haben sich bewusst dazu entschieden, hierhin zu kommen. Sie sind an einem Punkt, an dem sie etwas erreichen wollen. Und mir gefällt es, sie ein stückweit auf ihrem Weg zu begleiten und zu unterstützen. Hier kommt mir übrigens meine Erfahrung aus dem Hotel zugute, wo ich ebenfalls mit Fingerspitzengefühl auf Menschen eingehen musste.
Gibt es Personen oder Momente, die Sie in der Zeit, die sie nun am Campus Golzheim unterrichten, besonders bewegt haben?
Es gibt eine Schülerin, die mich sehr berührt. Sie macht gerade ihren Hauptschulabschluss nach Klasse 9. Sie ist bereits Mutter und aktuell wieder schwanger. Auch nach der Geburt möchte sie die Schule unbedingt fortsetzen und kümmert sich gerade darum, dass ihr Online-Unterricht von Zuhause aus ermöglicht wird.
Ihre Tätigkeit ist sicherlich sehr fordernd. Dazu kommt noch die lange Zugfahrt. Haben Sie noch Zeit für Hobbys?
Es ist tatsächlich so, dass ich die Zugfahrt sehr genieße. Ich interessiere mich für Menschen. Und ich rede gerne. Im Zug begegnet man vielen Menschen, das ist also immer wieder spannend. Daneben reizt mich die Kommunalpolitik. Ich war mal vier Jahre lang sachkundiger Bürger. Aktuell mische ich ein bisschen im Stadtrat mit.
Und zum Schluss: Welchen VHS-Kurs würden Sie gerne mal besuchen?
Einen Japanischkurs! Ich habe in 22 Jahren Ehe leider nie die Zeit gefunden, die Muttersprache meiner Frau zu lernen. Und wenn ich jetzt damit anfange, dann am liebsten bei der VHS!
Foto: © VHS Düsseldorf